Guten Tag Fabian. Herzlichen Glückwunsch nochmal zu eurer Wachstumsfinanzierung im Mai 2022. Mit Euren 20.000+ Ausgabestellen und wiederverwertbaren Bechern und Bowls, die sich jeweils ca. 1.000-mal waschen lassen, habt Ihr den deutschen Markt ökologisch mitgeformt und auf die nächste Ebene gebracht. Wann und wie ist die Idee zur Gründung von RECUP überhaupt entstanden?
Die Idee zur Gründung von RECUP ist 2015 in der Uni in Schweden entstanden. Damals habe ich jeden Tag aus Einwegbechern Kaffee getrunken und hatte dann ein Projekt, die Uni nachhaltiger zu gestalten. Das brachte mich auf die Idee, ein Mehrweg-Pfand-System für Kaffeebecher zu entwickeln. Mein Mitgründer, Florian, hatte parallel dazu genau die gleiche Idee, zum gleichen Zeitpunkt nur in einer anderen Uni. Glücklicherweise wurden wir durch eine engagierte Politikerin einander vorgestellt. Daraus resultierte die Idee zu RECUP, mit dem Ziel damals 2,8 Milliarden Einwegbecher abzuschaffen. Mittlerweile sind es insgesamt 13 Milliarden Einwegverpackungen, die wir sparen.
Was waren die treibenden Kräfte hinter der Entscheidung, eine Wachstumsfinanzierung anzustreben?
Die Veränderung des politischen Umfelds war entscheidend. Es sollte eine Mehrwegangebotspflicht für die Mehrheit aller Gastronomen geben. Und es war klar, dass in dem Moment irgendwie der ganze Markt durchdreht und alle probieren, möglichst große Marktanteile zu gewinnen. Aus eigener Kraft hätten wir das nicht stemmen können und brauchten daher Partner, die nicht nur liquide Mittel an Board bringen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass einige Zeit vergangen ist, bis sich der Markt überhaupt entwickeln konnte. Wir sind aber auch sehr froh darum, dass es einen solch starken Wettbewerb gab. Ohne Wettbewerb, das haben wir selbst gemerkt, bleibt man nach zwei, drei Jahren entwicklungstechnisch stehen und lässt sein Produkt so, wie es ist. Und dann merkt man erst hinterher, dass noch viel Potenzial auszuschöpfen ist. Und dafür war es glaube ich super wertvoll, um unserer Produkte und die RECUP Plattform noch nachhaltiger zu machen. Heute sind wir an dem Punkt angekommen, an dem wir langsam erkennen, dass es von der Marktphase der Innovationen zur Verdrängung einiger Marktteilnehmer kommt.
Seit der Gründung im Jahre 2016 hat RECUP ein stetiges Wachstum erlebt. Inwiefern konnten die gesetzten Wachstumsziele nach der Wachstumsfinanzierung erreicht werden, und was waren die Herausforderungen auf diesem Weg?
Tatsächlich sind wir seit Gründung immer stark gewachsen, wenn man sich den Gesamtmarkt und den Wettbewerb genauer anschaut.
Ich glaube, dass hier unter anderem drei Punkte genannt werden sollten, die dieses Wachstum nochmals unterstreichen:
1) Die Gesetzesänderung zur Mehrwegangebotspflicht schlug leider nicht so schnell ein, wie wir es erwartet hatten. Die Diskrepanz zwischen Theorie und Realität bei der Einführung neuer Gesetze scheint dann doch noch eine gewisse zeitliche Kulanz zu beinhalten. Jetzt, nachdem wir das miterlebt haben, haben wir das auch von allen Seiten bestätigt bekommen.
2) Unsere Partner/Ausgabestellen bestehen zu einem sehr großen Teil aus Gastronomen. Genau diese Kundengruppe hat unter der Covid-19 Pandemie sehr gelitten – zahlreiche Ausgabestellen gingen leider insolvent.
3) Die letzten beiden Jahre wurden zudem durch Kriege, Energiekrise und Inflation geprägt. Zuletzt fand die Anhebung der Mehrwertsteuer Anfang 2024 statt, welche in der Gastronomie von 7% auf 19% erhöht wurde. Diese Mehrbelastungen merken auch unsere Partner, wenn sie ihre Wirtschaftlichkeit bewerten und versuchen zu optimieren.
Alles in allem machen wir jeden Tag einen Schritt nach vorne und gewinnen täglich weitere Ausgabestellen, die wir an unsere RECUP Plattform anschließen.
Warum habt ihr euch für ox8 Corporate Finance als M&A/ Corporate Finance Berater entschieden? Wie beurteilt ihr die Zusammenarbeit?
Das ist relativ einfach zu beantworten: Ihr wart uns am sympathischsten.
Wir haben uns verschiedene Berater angesehen und uns gefragt, wer am besten zu uns passt. Wir wollten das Gefühl haben, dass wir mit demjenigen durch Dick und Dünn gehen können. Und das haben wir mit euch auch gemacht. ox8 und RECUP haben selbst bei sehr herausfordernden Situationen einen sehr partnerschaftlichen Weg gefunden. Ich habe das wahnsinnig positiv in Erinnerung. Ihr wart sehr lösungsorientiert unterwegs, und habt stets innovativ gedacht. Es war die richtige Entscheidung, weil es menschlich einfach gut gepasst hat und harmonierte. Ich bin super zufrieden mit der Arbeit von ox8.
Was hat euch dazu veranlasst, euch für bestimmte Investoren zu entscheiden, und welche Kriterien waren bei der Auswahl besonders wichtig? Was empfiehlst Du anderen Gründern beim Growth Funding?
Wir haben darauf geachtet, keine laufzeitgebundenen Fonds auszuwählen. Das war unser Kerngedanke, dass wir gesagt haben, wir wollen die Flexibilität haben, mit den Gesellschaftern gemeinsam und nachhaltig zu wachsen, und zu entscheiden, wo die Reise hingeht. Wir wollten keinen Investoren an Bord holen, der rein Exit-getrieben ist, sodass wir alle gleichgerichtete Interessen für RECUP haben.
Anderen Gründern empfehle ich immer transparent die Strategien mit den Mitgesellschaftern zu kommunizieren. Es ist sehr hilfreich, dass alle Beteiligten wissen, auf welche Ziele sie gemeinsam hinarbeiten.
Kurz nach dem Eintritt der neuen Partner habt Ihr Eure erste eigene M&A Transaktion durchgeführt, indem Ihr Euch mit Eurem Hauptlieferanten Crafting Future zusammengeschlossen habt. Was waren die Hintergründe dieses Schritts?
Richtig – kurz nach dem Eintritt der neuen Partner haben wir unsere erste eigene M&A-Transaktion durchgeführt, indem wir uns mit unserem Hauptlieferanten Crafting Future zusammenschlossen. Crafting Future war nicht nur ein Lieferant, sondern bot auch sehr vorteilhafte Synergieeffekte im Einkauf. Außerdem war Crafting Future das einzige Innovationsunternehmen, das im Markt am Produkt arbeitet und sich stark mit Mehrwegverpackungen, Materialien usw. beschäftigte. Dieses Know-how wollten wir in unserem Unternehmen integrieren.
Ein weiterer entscheidender Faktor für diese Entscheidung war unsere langjährige partnerschaftliche Beziehung zu den Gründern von Crafting Future, welche wir im Rahmen der Transaktion bei RECUP mit an Bord genommen haben. Can Lewandowski, Gründer und Geschäftsführer von Crafting Future, fungiert als weiterer Geschäftsführer bei RECUP.
Wie sehen die langfristigen Pläne und Visionen für RECUP aus? Gibt es bestimmte Ziele oder Meilensteine, die du in den kommenden Jahren erreichen möchtest?
Unsere langfristige Vision ist es, ein nachhaltiges und zirkuläres Ökosystem für eine Welt ohne Einwegverpackungen aufzubauen. Unsere nächsten konkreten Ziele konzentrieren sich darauf den deutschen Markt weiter auszubauen und unsere Marktführerschaft zu stärken. In Deutschland gibt es mehr als 100.000 Ausgabestellen, und wir erwarten, dass am Ende nur noch ein oder zwei große Akteure den Markt dominieren werden. RECUP strebt danach, einer dieser führenden Anbieter zu sein. Darüber hinaus planen wir eine stärkere Internationalisierung, die mit dem RECUP Start in Österreich begonnen hat.